Basiswissen Verputzen: Alles Wichtige zu Materialien, Vorgehensweise und Putztechniken
Redaktionsteam • 24.07.2024
Dem Verputzen von Mauern und Wänden kommt sowohl im Neubau als auch beim Renovieren und Sanieren eine große Bedeutung zu. Was genau Putz ist, welche Arten es gibt und wie sich die Masse am besten auftragen lässt, erfährst du im folgenden Ratgeber.
Inhaltsverzeichnis
Putz ist ein echtes Multitalent. Er schützt, festigt, verbessert das Raumklima, trägt zur Dämmung bei und ist je nach Verarbeitungstechnik zum Teil auch sehr dekorativ. Um Funktionalität, Langlebigkeit und eine ansprechende Optik zu gewährleisten, muss er jedoch fachgerecht aufgebracht werden. Das erfordert neben Geschick, Präzision und den richtigen Werkzeugen ein gutes Verständnis für Materialien und Techniken. Lies hier weiter, um mehr zu erfahren.
1. Grundlagen des Verputzens
Als Verputzen wird das Auftragen von Putz bezeichnet. Hierbei handelt es sich um eine pastöse, meist körnige, feucht zu verarbeitende Beschichtungsmasse, die in erster Linie an Innen- und Außenwänden sowie an Decken verwendet wird. Das Ziel besteht zumeist darin, einen ebenen Untergrund für das Tapezieren, Fliesen, Streichen oder Beschichten zu schaffen. An Innenwänden trägt Putz darüber hinaus zur Regulation des Raumklimas bei, während er an Außenwänden die Wärmedämmung verbessert und Regenwasser und Schmutz davon abhält, in das darunterliegende Mauerwerk einzudringen.
Zusammensetzung von Putz
Putz besteht aus Sand (Gesteinskörnung), einem Bindemittel und Wasser. Gängige Bindemittel sind Gips, Zement und Kalk sowie Kombinationen wie Kalkzement oder Gipskalk. Des Weiteren gibt es Silikatputze, organisch bindende Kunstharzputze und mineralische Lehmputze. Durch spezielle Zusätze lassen sich charakteristische Besonderheiten erzielen. Erhältlich sind beispielsweise:
- Dekorputze
- Feuchteschutzputze
- Sanierputze für das Verputzen salzbelasteter und feuchter Mauerwerke
- Putze zur Optimierung der Raumakustik
- Putze zur Abschirmung elektrischer und elektromagnetischer Felder
Folgende Zuschlagstoffe finden sich häufig in Putzen:
- mineralische Zuschläge (z. B. Sand, Quarzsand, Splitt, Kies, Blähton, gemahlenes Gestein, Perlite)
- organische Zuschläge (z. B. Stroh, Kork, Häcksel, Polystyrol, expandiertes Polystyrol (EPS), Glasmehl, Glasfaser)
- Additive und andere Zusatzmittel (z. B. Dichtungsmittel, Haftungsverbesserer, Trocknungsbeschleuniger oder -verzögerer), Pigmente wie Metalloxide
Auswahlkriterien für Putze
Welcher Putz sich für den jeweiligen Anwendungsfall am besten eignet, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Unter anderem spielt es eine Rolle:
- welche Art von Untergrund du verputzen willst (z. B. Porenbeton, Mauerziegel, Rigipswand)
- ob es sich um eine Innenwand oder um eine Außenwand handelt
- ob du Grund- oder Oberputz aufträgst
- ob du eine ganze Fassade oder nur den Sockel verputzen willst
- welchem Zweck ein verputzender Raum dient (z. B. viel genutztes Treppenhaus, Küche, Wohnzimmer, Bad mit zeitweilig hoher Luftfeuchtigkeit)
- welche Oberflächenstruktur du erzielen möchtest
- welche Zusatzeigenschaften gewünscht sind (z. B. wasserabweisend oder wärmedämmend)
- ob du dir mit einem farbigen Putz einen zusätzlichen Farbauftrag ersparen willst
2. Unterscheidung von Putzen nach Bestandteilen
In aller Regel werden Putze nach dem Bindemittel unterschieden, da sich dieses entscheidend auf ihre Eigenschaften und ihre Verwendungsmöglichkeiten auswirkt. Zu den am häufigsten eingesetzten Putzen gehören:
Kalkputze
Diese zum Großteil aus Kalk bestehende Putze sind hochalkalisch und diffusionsoffen. Im Außenbereich kommen sie aufgrund ihrer guten Spannungsaufnahme und ihrer geringen Festigkeit oft bei Arbeiten an historischen Gebäuden zur Anwendung. Wegen ihres hohen pH-Werts wirken sie antiseptisch und fungizid und sind daher ideal als Wandbelag für Allergiker.
Luftkalkputze
Luftkalk ist ein reiner Kalkbrand, der ausschließlich in feuchter Umgebung bei beständiger Luftzufuhr erhärtet. Daher werden Luftkalkputze häufig in schlecht belüfteten, kühlen und feuchteanfälligen Gebäuden genutzt. Sie lassen sich leicht verarbeiten und sind weniger anfällig für Rissbildung als beispielsweise zementhaltige Kalkputze.
Sumpfkalkputze
Der hierfür verendete Sumpfkalk entsteht durch das sogenannte Einsumpfen beim Ablöschen von Brandkalk. Es handelt sich somit nicht um einen reinen Brand, sondern um eine Aufschlämmung (Suspension). Wie Luftkalkputze hält Sumpfkalkputz feuchte Wände zuverlässig trocken und verhindert dadurch die Schimmelbildung.
Kalkzementputze
Diese Putze sind diffusionsoffen wie reiner Kalkputz, besitzen aber eine höhere Druckfestigkeit und sind feuchteunempfindlicher. Sie eignen sich sowohl für Innen- als auch für Außenwände.
Zementputze
Suchst du einen Außenputz für den Sockelbereich, ein Material für Kelleraußenwände oder einen Unterputz für das Fliesenverlegen im Dünnbettverfahren, sind Zementputze die richtige Wahl. Sie absorbieren Feuchtigkeit besonders gut und beeinflussen damit das Raumklima positiv. An Außenwänden tragen sie zur Wärmedämmung und zur Wasserabweisung bei.
Gipsputze
Gipsputz kommt im Innenbereich in geglätteter oder geriebener Form als Oberputz oder als Unterputz für Tapeten zum Einsatz. Im Außenbereich werden Gipsputze eher selten verwendet, etwa bei der Denkmalsanierung.
Lehmputze
Diese diffusionsoffenenPutze wirken feuchtigkeitsregulierend und schaffen ein angenehmes Raumklima. Als Oberputz eignen sie sich ebenso gut wie als Unterputz. Aufgrund ihrer Feuchteempfindlichkeit ist zum Teil eine zusätzliche Oberflächenbearbeitung erforderlich. Im Vergleich zu anderen Putzarten besitzt Lehmputz eine geringere Tragfähigkeit. Daher eignet er sich weniger für stark belastete Wandbereiche.
Baumwollputze
Ausgangsstoffe für diese Art von Putz sind Baumwollfasern und verschiedene Füll- und Effektstoffe. Als Bindemittel dient Zellulose. Baumwollputze kannst du anstelle von Reibe- oder Kratzputz zur Wand- und Deckenbeschichtung in Innenräumen verwenden.
Silikonharzputze
Silikonharzputz ist durch die Zugabe von Silikonharzemulsion wasserdampfdurchlässiger als herkömmliche Kunstharzputze. Beim Kauf solltest du auf den Silikonharz-Anteil im Putz achten, da dieser die Diffusionsfähigkeit bestimmt. Aufgrund des hohen Preises lohnt sich der Einsatz vornehmlich in speziellen Anwendungen.
Kunststoffputze
Basierend auf Kunststoff-Bindemitteln wie Acrylaten oder Styrol-Acrylaten härten Kunststoffputze schneller aus als Putze auf mineralischer Basis. Dadurch lassen sie sich dünner und rissfreiauftragen. Nachteilig sind ihre meist geringere Diffusionsfähigkeit und Temperaturbeständigkeit.
3. Welcher Putz für welches Einsatzgebiet?
Das Angebot an Putzen ist nahezu unüberschaubar. Nicht jeder eignet sich für jedes Einsatzgebiet. Beispielsweise scheiden Gips- und Lehmputze für die Anwendung in nicht überdachten Bereichen von vornherein aus. Beide Materialien können sehr viel Feuchtigkeit aufnehmen. In Innenräumen bietet das Vorteile bei der Regulierung der Raumtemperatur. Draußen ist diese Eigenschaft hingegen problematisch, da Regen und Schnee die Putze zunehmend aufweichen würden. Lehm ist sogar wasserlöslich.
Putze für die Fassade
Sehr gut geeignet für den Außenbereich sind Kunstharzputze. Sie sind wasserabweisend und nehmen kaum Wasserdampf auf. Aufgrund ihrer hohen Flexibilität passen sie sich sowohl den Temperatur- als auch den Feuchtigkeitsbedingungen optimal an. Das senkt die Gefahr für Putzrisse. Dem gegenüber steht ein Nachteil, der an stark bewitterten Fassaden zum Tragen kommt: Die Oberfläche dieser Putze trocknet nur langsam ab, weshalb sie relativ anfällig für Algen und Pilze sind. Abhilfe schaffen Produkte mit Fungiziden und Algiziden.
Eine gute Alternative für solche Bereiche sind Silikonharzputze. Diese haben ähnliche Eigenschaften, sind aber kaum anfällig für eine Besiedelung durch Mikroorganismen.
Putze für den Sockel
Feuchtigkeit, aufgewirbelter Schmutz, daran entlangschrammende Fahrräder: Das und einiges mehr muss ein Sockelputz aushalten. Daher benötigst du hierfür ein besonders widerstandsfähiges Material. Mit einem Dispersionsputz oder einem Kunstharzputz schaffst du eine robuste Oberfläche und kannst gleichzeitig farbige Akzente setzen. Eine leichte Struktur lässt Kratzer optisch verschwinden.
Ebenfalls eine interessante Wahl ist auf Kunstharzbasis hergestellter Buntsteinputz. Er ist stoß- und kratzfest, hält Witterungseinflüssen stand, reguliert dank seiner Diffusionsoffenheit die Feuchtigkeit und überzeugt durch eine besonders ansprechende Optik. Wichtig ist eine fachmännische Verarbeitung, da es gerade im Sockelbereich schnell sehr feucht wird.
Putze für das Bad
Für das Bad eignen sich alle natürlichen Putze wie Kalk-, Kalkzement-, Lehm- oder Gipsputz. Sie entziehen der Raumluft die Feuchtigkeit und geben sie wieder ab, wenn die Luft trocken ist. Achte unbedingt darauf, dein Bad vor dem Verputzen normgerecht abzudichten. Kein Putz kann das richtige Abdichten ersetzen und auf feuchten Wänden bildet sich im Handumdrehen Schimmel. Fliesen kannst du übrigens einfach überputzen.
Putze für das Treppenhaus
Ideal für viel genutzte Treppenhäuser sind Kalkzementputze mit hoher Druckfestigkeitsklasse (CS-Klasse). Sie sind weniger empfindlich als andere Putze und sehen daher länger gut aus. Als Oberputz eignen sich auch Mosaikputze, bei denen Schmutz und Kratzer nicht so stark auffallen.
4. Wände verputzen: Diese Arbeiten fallen an
Das Verputzen lässt sich in mehrere Arbeitsschritte unterteilen. Deren genaue Anzahl kann sich je nach Zustand des Untergrundes, dem gewählten Putztyp und der Putztechnik unterscheiden. Die folgenden sechs Schritte sind in den meisten Fällen erforderlich.
1. Untergrund vorbereiten
Die richtige Untergrundvorbereitung ist unerlässlich für ein optimales Ergebnis. Der zu verputzende Bereich muss trocken, sauber und staubfrei sein und darf keine Risse aufweisen. Lose Bestandteile fegst oder bürstest du ab. Löcher, Ritzen und andere Vertiefungen verfüllst und glättest du mit Spachtelmasse. Einige Putze, darunter Reibeputze, können Löcher und ausgebrochene Putzstellen nicht überbrücken. Daher solltest du auf diesen Schritt keinesfalls verzichten.
- Feine, aufgrund des Schwindens durch Trocknung entstandene Haarrisse kannst du mit einer gefüllten Farbe verschlämmen oder auskratzen und mit einem mineralischen Spachtel schließen.
- Kleine Risse durch geringe Bewegungen im Untergrund oder in den Anschlussfugen weitest du leicht auf und schließt sie mit Spachtelmasse oder einem Acrylat-Dichtstoff.
- Tiefere Mauerrisse werden mit einem Meißel oder Winkelschleifer erweitert und mit einem geeigneten Reparaturmörtel gefüllt. Zusätzlich kannst du sie mit einem Putzträger überspannen.
- Eine flächige Überarbeitung von bestehendem Putz gelingt dir mit einem Klebe- und Armierungsmörtel unter Einbettung eines Armierungsgewebes.
- Um geradlinig verlaufende Anschlussfugen zu überbrücken, kannst du vor dem Verputzen ein geeignetes Putzprofil anbringen.
- Größere Risse, die sich auf die Tragfähigkeit des Gebäudes auswirken könnten, solltest du vorab von einem Statiker begutachten lassen.
Abhängig vom Saugverhalten und der Beschaffenheit des Untergrundes und der geplanten Putzdicke können neben der Rissverfüllung weitere vorbereitende Arbeiten nötig sein. Glatte, nicht saugende Oberflächen erfordern meist eine mineralische Haftbrücke oder einen Spritzbewurf. Stark saugende Untergründe sowie Flächen mit unterschiedlichem Saugverhalten (z. B. Gipsputze, Beton, Trockenbauplatten, Vliestapeten, matte oder angeschliffene Altbauputze) bedürfen einer Grundierung. Befolge hierbei unbedingt die Herstellerangaben. Durch Verwendung aufeinander abgestimmter Komponenten eines Herstellers und eines Systems stellst du sicher, dass alle Produkte miteinander harmonieren.
Willst du nur einzelne Bereiche einer Wand verputzen, empfiehlt es sich, den Verlauf mit breitem Malerkrepp abzukleben. Einige Putzhersteller raten zum Vornässen des Putzgrundes.
2. Putz- und Eckprofile setzen
Um stabile Ecken zu erhalten, müssen alle Kanten mit Eckprofilen gesichert werden. An Übergangsstellen zu anderen Baustoffen und über problematischen Untergründen wie gedämmten Flächen oder Rollladenkästen ist ein Armierungsgewebe erforderlich, das den Putz widerstandsfähiger gegenüber Rissbildung macht. Das gleichmäßige und lotrechte Verputzen erleichterst du dir mit Schnellputzleisten, die du im Abstand von einem bis 1,5 Metern mit Spezialmörtel aufklebst. Über diese ziehst du später den aufgebrachten Putz bündig ab. Auch beim Ausgleichen schiefer Wände leisten die Putzschienen gute Dienste.
3. Putz anrühren
Putz wird in einem Mörtelkübel oder Eimer mit sauberem, klarem Wasser angerührt. Dabei ist es wichtig, die vom Hersteller angegebenen Mischungsverhältnisse zu beachten. Das Rühren geht mit einer Bohrmaschine mit Rühraufsatz schnell von der Hand. Schon beim Anrühren kannst du den Putz mit Farbpigmenten oder einer Abtönfarbe individuell einfärben. Dabei solltest du so lange rühren, dass keine Schlieren mehr zu sehen sind.
Lass den Putz nach dem ersten Anrühren kurz reifen und rühre ihn dann nochmals frisch auf. Mineralische Reibeputze binden relativ schnell chemisch ab. Daher solltest du nicht mehr davon anführen, als du innerhalb einer Stunde verarbeiten kannst.
4. Grundputz aufbringen
Das Auftragen des Unter- und Grundputzes erfolgt in zwei Arbeitsschritten. Die erste Schicht kannst du mit der Kelle anwerfen. Dann ziehst du die Oberfläche mit einer Kartätsche zu und lässt das Ganze kurz Ansteifen. Anschließend ziehst du den zweiten Auftrag auf und ebnest ihn mit einem Glätter.
5. Oberputz aufbringen
Um die Putzoberfläche zu ebnen, ziehst du den Putz mittels Kartätsche auf den Putzschienen ab. Fehlstellen füllst du dabei mit Putzmörtel auf. Die Leisten sollten vollständig in der Oberputzschicht verschwinden. Möchtest du eine Struktur in die Oberfläche einbringen, kannst du den Putz nach dem Antrocknen mit verschiedenen Techniken strukturieren.
6. Trocknen lassen
Innenräume müssen nach dem Ende der Putzarbeiten für einige Tage ausreichend gelüftet werden, damit sich die Feuchtigkeit aus dem Wandbelag verflüchtigen kann.
In Außenbereichen empfiehlt es sich, den vor Beginn der Arbeiten den Wetterbericht zu verfolgen, um dem Putz hinreichend Zeit zum Trocknen zu geben.
5. Verputztechniken und Putzoberflächen
Die Optik einer Putzoberfläche hängt von der verwendeten Gestaltungstechnik ab. Die Wahl der Putzwerkzeuge und/oder die Art der Ausführung bestimmt größtenteils die Bezeichnung der Putze.
Anwerfen und Spritzen
Kellenwurfputz verdankt seinen Namen dem Fakt, dass er mit einer Putzkelle angeworfen wird. Seine charakteristische Oberflächenstruktur resultiert aus der genauen Zusammensetzung des Putzes, insbesondere den Zuschlagstoffen, und der Anwurftechnik. Neben der klassischen Variante gibt es den sogenannten abgekellten Kellenwurfputz. Bei diesem wird der angeworfene Mörtel an vorstehenden, dickschichtigen Stellen abgenommen und an dünnschichtigen Bereichen oder Fehlstellen erneut angeworfen.
Der Wormserputz, ein Spritzputz, wurde früher mittels Handspritzgerät (Wormser) aufgespritzt. Heute geschieht der Auftrag maschinell mit Spritzputzgeräten. Durch das Aufspritzen eines dünnflüssigen, feinkörnigen Putzmörtels erzielst du eine gleichmäßige, aber körnige Oberflächenstruktur. Für eine deckende Putzschicht sind mehrere Arbeitsgänge erforderlich. Dabei kannst du entweder alle Schichten aufspritzen oder die erste glatt abziehen und die zweite auf dem noch feuchten Untergrund aufspritzen.
Reiben, Streichen und Abziehen
Für geriebene Putzoberflächen werden frisch aufgetragene Deckputzmörtel durch Verwendung eines Kunststoff- oder Holzreibebretts mit kreisenden Bewegungen und mäßigem Druck ebenflächig gerieben. Das charakteristische Bild dieser Putze entsteht durch mitgeführte größere Zuschlagstoffkörner, die beim Reiben ihre Spuren hinterlassen. Durch unterschiedliche Arten und Zusammensetzung der Korngrößen und verschiedene Reibebewegungen kannst du die Optik der Oberflächenstruktur beeinflussen. Eine gleichmäßige Putzoberfläche erzielst du mit einem sogenannten Vollabriebputz, der nur kleinkörnige Zusatzstoffe beinhaltet.
Wurm- oder Rillenputz erzeugst du, indem du den aufgezogenen Putzmörtel wechselnd kurz und kreisförmig reibst. Die hierfür verwendeten Materialien enthalten neben kleinkörnigen Zuschlagstoffen einen kleinen Anteil großer gerundeter Bestandteile. Diese werden vom Reibebrett in Reiberichtung mitgezogen. Dabei hinterlassen sie wurmförmige oder rillenartige Vertiefungen.
Kellenstrichputze, bei denen Zuschläge mit Korngrößen von 0,5 bis 2,5 mm eingesetzt werden, erzeugen eine fein strukturierte Putzoberfläche. Abhängig von der gewünschten Optik wird der Putzmörtel mit einer Zungen-, Mailänder- oder Glättkelle mit abgerundeten Kanten bearbeitet. Die Kellenstriche bleiben sichtbar. Du kannst den Putz nach Belieben waagerecht, senkrecht, bogen-, fächer- oder schuppenförmig verstreichen und die Oberfläche dabei mit unterschiedlichen Kellen stärker oder schwächer strukturieren.
Eine spezielle Form des Kellenstrichputzes ist der Klosterputz. Bei dieser schon im Mittelalter genutzten Technik wird mittels Kelle geglätteter Kalkmörtelputz mit Weißkalk-Milch nass in nass (al fresco) überstrichen. Indem du die Putzoberfläche mit Kalk-Bindemitteln und Feinanteilen anreicherst, erhältst du eine ebene, dichte und leicht wellige weiße Oberfläche.
Kratzen und Waschen
Kratzputze verdanken ihre spezielle Struktur abgestimmten Mengen an Marmor, der in bestimmten Korngrößen enthalten ist. Die aufgeraute Optik entsteht durch das Bearbeiten mit einem sogenannten Putzigel (z. B. Nagelbrett), bei dem das an die Oberfläche gewanderte Bindemittel entfernt wird.
Der Putz wird von Hand oder maschinell aufgetragen und nach leichtem Anhärten mit einer Kartätsche abgezogen und zugleich verdichtet. Dabei musst du darauf achten, keine Luft im Putz einzuschließen. In Abhängigkeit von Korngröße und Wandsystem liegt die Schichtdicke zwischen 10 und 15 mm. Bei normaler Witterung kannst du in aller Regel am Tag nach dem Auftrag kratzen. Hierzu führst du das Nagelbrett in kreisender Bewegung. Nach einem weiteren Tag sollte der Putz fest genug sein, um noch anhaftende Zuschlagstoffe mit einem weichen Besen abkehren zu können.
Bei Waschputz werden die noch nicht erhärteten Bindemittelschlämme mit Wasser abgewaschen, um die im Putz enthaltenen Zuschläge an der Oberfläche freizulegen. Für gewöhnlich erfolgt das Auswaschen zwei bis vier Stunden nach dem Aufziehen und Glätten des Putzmörtels. Dabei führst du einen nassen Schwamm oder eine Streichbürste mit kreisenden Bewegungen auf der Putzoberfläche. Durch mehrmaliges Waschen trägst du die Schlämme so weit ab, dass die frei werdenden Körner noch zur Hälfte im Putz eingebunden sind. Um eine feste Einbindung der Zuschlagstoffe zu gewährleisten, kommen ausschließlich Zement- oder Kalkzementputze zur Anwendung.
Kämmen, Bürsten, Stempeln und Schablonieren
Für gekämmten Putz wird feinkörniger Deckputzmörtel nach dem Aufziehen und dem flächigen Abziehen sofort mit einer Zahnkelle, einem Holzkamm oder einem Stahlblechkamm waagerecht, senkrecht oder in verschiedene Richtungen abgezogen. Je nach Zahnkellenart und Kammweite kannst du damit unterschiedlichste Oberflächenstrukturen realisieren.
Die Basis für Besenstrichputz bildet ein ebener, aufgerauter Grundputz. Auf diesen wird mittels Glättkelle ein dünnflüssiger, feinkörniger Deckputz aufgezogen und mithilfe einer Kartätsche abgezogen. Indem du den noch feuchten Putz mit einem Reisigbesen überstreichst, erzielst du die für diese Variante charakteristische belebte Struktur.
Mit Stempelputz und dafür geeigneten Holz-, Metall- oder Gummistempeln lassen sich unterschiedlichste Muster und Ornamente erzeugen. Als Grundlage dient ein feinkörniger, aber dick aufgetragener Deckputzmörtel, in den nach dem Aufziehen und Abglätten die gewünschte Optik eingestempelt wird. Abhängig von der Struktur und Farbgebung kannst du damit beispielsweise natürlich wirkende Oberflächen erzeugen, die echtem Naturstein, Klinker, Ziegel oder Holz sehr nahekommen.
Glätten
Mit der Kalkputztechnik Stucco Lustro erzeugst du besonders glatte, dichte und glänzende Oberflächen. Die Basis bildet ein Grundputz. Auf diesen folgt ein frischer Kalkmörtel als Zwischenputzschicht, auf den drei dünne Schichten aus Marmormehl-Sumpfkalk al fresco aufgetragen werden. Dabei wird nach oben hin zunehmend feiner gearbeitet.
Schicht eins und zwei bestehen aus einem Kalkmörtel mit Marmorzuschlag, die dritte enthält als Zuschlagmittel nur Marmormehl. Nach dem Erhärten streichst du die Oberfläche mit Venezianischer Seife ein und glättest sie mit einem Glättwerkzeug, beispielsweise einer erhitzten Edelstahlkelle, bis die gewünschte Optik erreicht ist.
6. Die wichtigsten Hinweise zum Verputzen im Überblick
Plane Verputzarbeiten so, dass die Verarbeitungstemperaturen des Putzes eingehalten werden. Zu niedrige Temperaturen können das Ergebnis ebenso nachteilig beeinflussen wie zu hohe. Gleiches gilt für zu starke Sonneneinstrahlung, Regen und Wind. Schütze den Putzauftrag gegebenenfalls mit einer Plane. Unter 5 °C solltest du auf das Verputzen verzichten.
Informiere dich vorab, ob eine Grundierung erforderlich ist. Wähle diese passend zum Putz.
Halte dich unbedingt an die Verarbeitungsvorgaben der Hersteller. Das Mischungsverhältnis muss ebenso stimmen wie die Dicke der aufgetragenen Putzschicht und die Trocknungszeit. Anderenfalls riskierst du Abplatzungen und Rissbildung.
Den Unterputz solltest du nur ebnen und nicht glätten. Auf diese Weise haftet der Oberputz besser.
Verputze stets nur so viel Fläche, wie du in einem Zug bearbeiten kannst. Sonst könnte der Putz antrocknen, bevor du fertig bist.
Auch wenn der Zeitaufwand groß ist: Kümmere dich sorgfältig um schwierige Stellen, Winkel und Ecken. Auf diese Weise ersparst du dir böse Überraschungen.