Drehmeißel und Drehmaschinen in der Entwicklung

Die durch Kraft betriebene Drehmaschine ist nach der Ständerbohrmaschine die zweite Werkzeugmaschine, die aufgrund der expandierenden Industrialisierung entwickelt und in Unternehmen zur Produktion eingesetzt wurde. Im Grunde ist die Drehmaschine eine Weiterentwicklung der Drechselbank. Zur Herstellung von Kolben und Zylindern für Dampfmaschinen wurden schon im achtzehnten Jahrhundert große Drehmaschinen mit erheblich verbesserter Präzision gebaut.

Eines der Hauptprobleme blieben jedoch für lange Zeit die Schnittleistungen der Drehmeißel, welche bis Mitte des vorigen Jahrhunderts ausschließlich aus gehärtetem Stahl bestanden. Dann jedoch begann der Siegeszug des Hartmetalls. Ein durch Sinterverfahren hergestelltes Gemisch aus mikroskopisch kleinen Partikeln aus Wolframcarbid und Cobalt. Die Härte und Schnittleistung dieses Materials ist bis heute von keinem legierten Stahl erreicht worden.

Hartmetall bestückte Drehmeißel und HSSE Vollstahlmeißel

Dennoch haben Drehmeißel aus hochlegiertem Werkzeugstahl auch in unserer Zeit ihre Existenzberechtigung behalten. Durch Forschung und Entwicklung, die auch heute noch nicht abgeschlossen ist, kommen hochlegierte Stähle mit der Bezeichnung HSSE zum Einsatz, deren Schnitt- und Standleistungen unter Beigabe spezieller Kühl- und Schneidmittel hervorragende Ergebnisse erzielen. Die Schnittleistung ist zwar gegenüber Hartmetall immer noch geringer, was bei Sonder- und Einzelanfertigungen jedoch weniger ins Gewicht fällt. Dafür ist die Möglichkeit des Nachschärfens um ein Vielfaches höher als bei Hartmetall, da der Meißel komplett aus hochlegiertem Werkzeugstahl besteht. Also ein idealer Meißel zur Herstellung einzelner Drehteile oder sonstigen gelegentlichen Dreharbeiten in Werkstätten.

Drehmeißel mit aufgelöteten Hartmetallplatten sind in der Schnittleistung unschlagbar und können wie Stahldrehmeißel ebenfalls nachgeschärft werden. Da die Platten aber nur eine geringe Dicke aufweisen, ist die Häufigkeit der Nachschärfung sehr begrenzt. Eine wichtige Rolle spielt bei der Auswahl auch immer der zu bearbeitende Werkstoff. Grauguss ist fast nur mit Hartmetall beizukommen. Auch harte Edelstähle machen den Einsatz von Hartmetallschneiden zwingend notwendig.

Drehmeißelsorten und Einsatzbereiche

Drehmeißel werden in vielen verschiedenen Formen für unterschiedlichste Verwendungszwecke hergestellt. Hier die wichtigste Unterteilung der einzelnen Bauformen:

  • Bohrdrehmeißel zur passgenauen Bearbeitung von Bohrungen.
  • Seitendrehmeißel für allgemeine Bearbeitung von Außendurchmessern.
  • Plandrehmeißel zur Stirnseitigen Bearbeitung.
  • Gewindedrehmeißel zur Herstellung von Innen- und Außengewinden.
  • Stechmeißel zum Abtrennen von Drehteilen aus Stangenmaterial.

Alle Meißel stehen zusätzlich in mehreren Größen und für Schrupp- oder Schlichtbearbeitung zu Verfügung. Weitere Ausführungen sind links oder rechts arbeitende Meißel sowie unterschiedliche Hartmetallsorten für verschiedene Werkstoffe. So unterscheiden sich zum Beispiel Aluminium, Grauguss oder Baustahl ganz erheblich in der Beanspruchung der Schneiden und benötigen nicht nur eine spezielle Zusammensetzung, sondern auch eine sehr differenzierte Geometrie der Schnittwinkel. Für jedes auftretende Bearbeitungsproblem gibt daher die jeweils richtige Meißellösung.